Eine aktuelle Publikation von Benno
Gammerl aus dem Vorstand von IQN beschäftigt sich mit den ambivalenten
Auswirkungen der sexuellen Revolution auf schwules Leben seit den 1970er
Jahren zwischen Emanzipation und Normalisierung.
Damit bietet
er eine Perspektive auf Fragen der sexuellen Befreiung, die sich
deutlich von derjenigen unterscheidet, die Ulrike Heider in ihrer Queer Lecture am 8. Dezember 2014 entwickelt hat.
Die 1970er Jahre sind in der schwulen Erinnerung
und Geschichtsschreibung so etwas wie eine historische Utopie. Vor Aids,
vor der Verbürgerlichung der Schwulenbewegung, vor den hetero- und
homonormativen Rückschlägen der Debatten über Homo-Ehen,
da war – so würden manche sagen – der schwule Sex noch in Ordnung.
Ohne
bestreiten zu wollen, dass sich die Situation männerliebender und
männerbegehrender Männer im sogenannten Westen damals entschieden zum
Besseren veränderte, versucht Benno Gammerl in
seinem
Beitrag zu zeigen, dass gleichzeitig auch problematische Entwicklungen
einsetzten.
Der Sex wurde zunehmend normalisiert, flexibilisiert und in
eine ökonomische Verwertungslogik integriert. Die Einzelnen sahen sich
immer mehr dem Druck ausgesetzt, ihr Sexleben
zu optimieren, wofür – so die These – nicht zuletzt die
widersprüchliche Doppelnorm aus Monogamie und Promiskuität entscheidend
war.
Ist frei sein normal?
Männliche Homosexualitäten seit den sechziger Jahren zwischen Emanzipation und Normalisierung,
erschienen im Band: Sexuelle Revolution? Zur Geschichte der Sexualität im deutschsprachigen Raum seit den 1960er Jahren
Herausgegeben von Peter-Paul Bänziger / Magdalena Beljan / Franz X. Eder / Pascal Eitler
transcript-Verlag
376 Seiten
Print 29,99 €
E-Book 26,99 €
ISBN 978-3-8376-2064-1